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Philosophie

Ein neuer Himmel und eine neue Erde

Am 31. Oktober ist Reformationstag. Er wird gefeiert. Fast überall auf der Welt, bei uns jetzt schon ein ganzes Jahr lang. Ein kleiner, irreligiöser Zwischenruf

Jaroen Bosch / MrsBrown / pixabay.com
von
Arno Widman
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Philosophie

Leonardo da Vinci (1452-1519) berichtet, wie er einmal vor einer Höhle stand und sich in ihm zwei fast gleich starke Gefühle meldeten: Da war die Angst vor dem Dunklen, dem Unbekannten, und da war die Neugier auf das Dunkle und Unbekannte. Wir wissen nicht, ob Leonardo die Höhle betrat. Aber wir wissen, wie stark die Neugier in ihm war. Es gibt kaum etwas, das er nicht erforscht hätte: Lächeln und Grimassen, Vogel- und Kanonenflug, Festungs- und Städtebau, Anatomie von Menschen, Tieren und Pflanzen. Leonardo steht für die Renaissance. Die war nicht nur Rückkehr zu antiken Texten, sondern auch zu antiken Forschungsweisen. Leonardo da Vinci gehörte zu den Künstlern, Technikern, Wissenschaftlern und - sagen wir ruhig - Philosophen, die damals erkannten, dass es nicht genügte, in alten Büchern nachzuschlagen, um sich über die Welt, die Natur und die Menschen aufzuklären. Es kam darauf an, so sagten sie, die Dinge selbst zu untersuchen, mit den eigenen Augen zu sehen und sich eigene Gedanken zu machen. Sich auf überlieferte Autoritäten zu berufen, genügte ihnen nicht.

Die Reformation war eine Strömung der Renaissance. Eine Gegenströmung. Der Ablassgroschen wurde unter anderem erhoben für den Bau des Petersdomes, der Prunk-, Protz- und Prestigekirche in Rom. Baubeginn war 1506. Zu den Architekten gehörten Michelangelo, Raffael und Bernini. Eines der - was den Tourismus angeht - wohl nachhaltigsten Bauprojekte der vergangenen 500 Jahre. Die Reformation reagierte auf…

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28.10.2017