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Kultur

Sieben persönliche Fragen an Jussi Adler Olsen

Der dänische Krimiautor darüber, wie der Zufall ihm das Leben gerettet hat. Warum es ein Fehler war, sich sterilisieren zu lassen. Und wieso der Krebs dafür gesorgt hat, dass er irgendwann mit dem Schreiben aufhören muss

TABEA HAHN
von
Sörre Wieck
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Kultur

1 Was ist Ihre schönste Kindheitserinnerung?

Ich hatte eine sehr schöne Kindheit. Und eine wohl eher ungewöhnliche. Mein Vater war Oberarzt einer Nervenheilanstalt, als Kinder spielten wir auf dem Gelände der Klinik. Als ich neun oder zehn Jahre alt war, kletterte ich auf die Dächer und schaute mir durchs Fenster die Autopsien an – ich war einfach neugierig.

So aufzuwachsen bedeutete aber vor allem, die Entwicklung in der Psychiatrie zu sehen: von Schreikäfigen und der Unfähigkeit, etwas gegen die Krankheiten zu tun, bis hin zu einem umsichtigen Umgang mit den Patienten. Mein Vater führte zum Beispiel einen Kinotag für die Bewohner ein, er wollte, dass in jeder Abteilung Männer und Frauen lebten, dass es täglich frische Blumen gab. Kleinigkeiten, die eine positive Wirkung auf die Patienten entfalteten. Einer von ihnen war mein Freund Mørk. Er hatte seine Frau umgebracht, es bitter bereut – und ist darüber verrückt geworden und zerbrochen. Er war später das Vorbild für meinen gleichnamigen Ermittler vom Sonderdezernat Q. Mørk zeigte mir, dass Gut und Böse sehr wohl in einer Person vereint sein können.

Mein schönstes Kindheitserlebnis war jedoch eine Autofahrt mit meinem Vater nach Kopenhagen, da war ich vielleicht sieben. Wir fuhren in unserem Mercedes 180, die vordere Bank war so gemütlich wie ein Sofa. Die Sonne leuchtete durchs Fenster, wir teilten uns Erdnüsse, die ich knackte und ihm reichte. Es war das erste Mal, dass…

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Nr. 1/2018